Österreich: 300 Millionen Euro Schutzschirm für die Veranstaltungsbranche

| Politik Politik

Die österreichische Regierung hat mit einem Rettungspaket in Höhe von 300 Millionen Euro dringend notwendige Unterstützung für die österreichische Veranstaltungsbranche zugesagt. Der von vielen Seiten geforderte und von der EMBA Event Marketing Board Austria, dem AEP Austria Event Pool und Experten der WKO ausgearbeitete Schutzschirm für die Veranstaltungswirtschaft wurde am Freitag präsentiert und soll die Event-Wirtschaft wieder nach vorne bringen.

Die Abwicklung wird laut Tourismusministerin Elisabeth Köstinger über die ÖHT (Österreichische Hotel und Touristik Bank) abgewickelt. „Die Klärung aller Details wird bei einer so heterogenen Branche eine große Herausforderung sein. Es wurde auch die Breite des Schutzschirms angesprochen, welche nicht nur Großveranstaltungen schützen soll, sondern auch die vielen kleineren Veranstaltungen. Das zurzeit keine Veranstaltungen möglich sind, ist allen klar. Jedoch der Kampf ums Überleben einer ganzen Branche hängt vom Zusammenspiel des Fixkostenzuschusses Phase II und dem Schutzschirm ab. Ebenso die flexible Handhabung von Corona-Kurzarbeitsmodellen für die Branche, die auch von der WKO mit den Sozialpartnern vereinbart (Einzelfallprüfungen) wurde, wird dabei helfen, die Event-Branche wieder aufzurichten.“, so Erik Kastner, Gründer des Austria Event Pools und Agenturchef von OPUS Marketing GmbH.

Der neue Schutzschirm soll Anfang November in Kraft treten und umfasst Veranstaltungen, die gemäß der jeweils geltenden COVID-19-Bestimmungen geplant wurden oder werden. Die aktuell gültigen Auflagen würden beispielsweise maximal 3.000 Personen bei einem Open-Air-Event umfassen. Daher ist es aus Sicht der IG Österreichische Veranstaltungswirtschaft ein Muss, zukünftige Entwicklungen wie Impfungen, Schnelltests oder Tools zur Datenerfassung in die Überlegungen miteinzubeziehen. Nur so könnten ab den Sommermonaten wieder Veranstaltungen in einer wirtschaftlich relevanten Größenordnung angedacht werden. Ein Großkonzert, beispielsweise im Wiener Ernst-Happel-Stadion, bietet bis zu 50.000 Besuchern Platz und ist auch nur in dieser Größenordnung realisierbar. Die Hotellerie und der gesamte Tourismus sowie die angeschlossenen Branchen profitieren von jeder durchgeführten Veranstaltung. Von Großevents aber über Gebühr, weshalb es essenziell ist, diese auch in den Schutzschirm zu integrieren.

„Der nun beschlossene Schutzschirm ist in meinen Augen die wichtigste Maßnahme für die Veranstaltungswirtschaft. Einerseits wird die für diese Branche so wichtige Perspektive geschaffen, um den Motor wieder anzuwerfen. Andererseits wird die gesamte Wertschöpfungskette bei Veranstaltungen bedient. Somit garantieren wir Live-Erlebnisse und viele Jobs gleichermaßen“, erklärt Herwig Straka (e|motion group).

„Der Schutzschirm ist für unsere Veranstaltungsbranche ein enorm wichtiger und überlebensnotwendiger Schritt, auch in Richtung Planungssicherheit für 2021. Hier wurden zum Glück unsere Hilferufe, Argumente und Fakten verstanden. Ein großer Dank dafür an alle Entscheidungsträger! Äußerst beunruhigend ist jedoch eine Anmerkung von Staatssekretärin Mayer bezüglich großer Festivals und Open-Air-Veranstaltungen, dass diese womöglich nicht für den Schutzschirm in Betracht kämen. Warum? Denn gerade diese sind die mitunter besucherstärksten Kultur-Veranstaltungen in unserem Land. Ich hoffe sehr, dass diese Aussage nur ein verbaler Irrläufer war und natürlich auch diese Kultur-Flaggschiffe Österreichs unter diesem Schutzschirm fallen werden. Alles andere wäre völlig unverständlich – um nicht zu sagen absurd“, so Ewald Tatar (Barracuda Music), dessen Festival „Nova Rock“ in normalen Jahren über 200.000 Besucher verzeichnet.

„Der heute angekündigte Rettungsschirm ist die einzige Möglichkeit, damit überhaupt noch Veranstaltungen geplant werden können. Allerdings ist es keine Zukunftsperspektive, mit den aktuell gültigen Personenobergrenzen zu planen, weil das die wirtschaftlich relevanten Veranstaltungen nicht berücksichtigt“, führt Klaus Leutgeb (Leutgeb Entertainment) aus.

„Der Rettungsschirm ist nicht nur für die kulturelle Vielfalt essenziell, sondern auch die einzige Möglichkeit, die hohe Wertschöpfung durch die Veranstaltungswirtschaft zu erhalten. Die Einhaltung der COVID-19-Bestimmungen ist eine Selbstverständlichkeit für alle Veranstalterinnen und Veranstalter. Der Hund liegt im Detail begraben: Die Branche braucht eine Planungsperspektive für die neue Normalität“, ergänzt CTS-EVENTIM-Austria-CEO Christoph Klingler. „Contact-Tracing ist eine sinnvolle Maßnahme, die unabhängig von der Gästeanzahl verantwortungsvoll durchführbar ist. Gesamtwirtschaftlich braucht es auch wieder eine Möglichkeit, in größeren Dimensionen zu denken!“

„Mit jedem verkauften Ticket liegen wir den Steuerzahlerinnen und -zahlern kürzer auf der Tasche und können die Hotellerie und den gesamten Tourismus wieder unterstützen und zur Wertschöpfung beitragen“, unterstreicht Martin Vögel (Barracuda Music).


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Spitzengremium des DEHOGA bekräftigt Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen und drängt auf den sofortigen Stopp drohender neuer bürokratischer Belastungen. Es gehe um Fairness im Wettbewerb und die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.

Mit dem Projekt COMEX der Bundesagentur für Arbeit/ZAV werden seit 2022 Köchinnen und Köche aus Mexiko in Hotels und Restaurants in Deutschland vermittelt. Der DEHOGA begleitet das Projekt von Anfang an.

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.

Der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern hat die Ausweitung der Steuer von Privat- auf Geschäftsreisende in Schwerin als Abzocke kritisiert. Die Bettensteuer – wie auch die Tourismusabgaben – würden Verbraucher und Betriebe durch höhere Preise und Bürokratie belasten.

Die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse von Geflüchteten aus der Ukraine gelten bis zum 4. März 2025. Darüber informierte das Bundesinnenministerium den DEHOGA Bundesverband und andere Wirtschaftsverbände.