Unionspolitiker machen Druck für weitere Lockerungen an den Grenzen

| Politik Politik

Die angekündigten Lockerungen an den Grenzen in der Corona-Krise gehen einigen Politikern der Union nicht weit genug. Unionsfraktionsvize Andreas Jung (CDU) forderte rasche weitere Schritte hin zu einer Normalisierung des Grenzverkehrs. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans verlangte ebenfalls mehr Tempo. Dagegen mahnte Bayerns Regierungschef Markus Söder zur Besonnenheit. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) warnte, bei einem starken Anstieg der Infektionszahlen könnten Lockerungen von Grenzkontrollen auch wieder rückgängig gemacht werden.

Seehofer hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass die Kontrollen an der Grenze zu Luxemburg in der Nacht zum Samstag beendet werden. An der deutsch-dänischen Grenze sei Deutschland ebenfalls bereit, die Kontrollen einzustellen, «sobald die dänische Regierung ihre laufenden Konsultationen mit ihren jeweiligen Nachbarstaaten vollzogen hat» hieß es. An den Grenzen zu Frankreich, Österreich und der Schweiz sollen die Kontrollen dagegen bis zum 15. Juni fortgesetzt werden.

«Am Samstag gehen die Schlagbäume an den geschlossenen Grenzübergängen endlich wieder hoch. Das ist ein wichtiger Schritt, wir sind aber noch nicht am Ziel», sagte der CDU-Politiker Jung der Deutschen Presse-Agentur. «Wir kämpfen weiter für eine europäische Antwort gegen Corona ohne Grenzbeschränkungen», betonte er. In einem nächsten Schritt müssten Einreisesperren entfallen und Zurückweisungen aufhören. «Die Menschen müssen wieder zueinander kommen können - mit Abstand, aber über Grenzen hinweg», betonte Jung. Er forderte: «Da brauchen wir jetzt schnell Bewegung, nicht erst Mitte Juni!»

Der saarländische Ministerpräsident Hans sagte, er sei froh, dass «endlich die Grenzbarrikaden fallen» an den kleinen Grenzübergängen in seinem Bundesland. Er werde aber nicht aufhören zu kämpfen, dass die Schengenfreiheit zurückkomme, sagte der CDU-Politiker in den ARD-«Tagesthemen». Die Grenze müsse für alle fallen und es «sollte früher als der 15.6. sein». Man müsse sich anschauen, «ob man es sich leisten möchte, die Menschen vier Wochen noch einmal einzuschränken».

Vorsichtige Töne kamen hingegen von Bayerns Regierungschef Söder. «Besonnenheit und Vorsicht ist sozusagen die oberste Stellschraube», sagte der CSU-Chef in einem ZDF-«Spezial». Trotzdem sei es gut, dass es nun schrittweise Erleichterungen gebe, vor allem im unmittelbaren Grenzverkehr. Er warnte jedoch auch: Sollten sich die Infektionszahlen bis Mitte Juni deutlich erhöhen, könnten die Maßnahmen zur Beschränkung noch einmal verlängert werden. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte dazu im «RTL Nachtjournal»: «Wir haben das von uns aus nicht betrieben. Der Bundesinnenminister macht jetzt Vorschläge für die Grenzkontrollen, aufgrund der Forderungen, die ja vor allem in anderen Teilen Deutschlands erhoben worden sind.»

Bundesinnenminister Seehofer schließt eine Rücknahme von Lockerungen an den Grenzen nicht aus, sollten die Corona-Infektionszahlen wieder stark steigen. Sollte das Infektionsgeschehen den Behörden entgleiten, es also im grenznahen Raum mehr als 50 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche geben, müssten die Lockerungen wieder zurückgenommen werden, sagte der CSU-Politiker in der ARD-Talksendung «Maischberger.die woche». Das würde «in vollkommener Übereinstimmung mit unseren Nachbarn» erfolgen. Deutschland sei keine Insel. Seehofer sagte auch: «Wenn das Infektionsgeschehen so günstig bleibt oder noch günstiger wird, dann beenden wir am 15. Juni die Grenzkontrollen.»

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) will sich für eine teilweise Aufhebung von Quarantänebestimmungen in der EU einsetzen. Selbst wenn Grenzen geöffnet werden, müsse man sich nach dem Überschreiten der Grenze in vielen Ländern in Quarantäne begeben, sagte Maas in einem ARD-«Extra». Er sei zusammen mit Frankreich der Auffassung, dass solche Quarantänebestimmungen innerhalb der EU gegenüber Ländern mit einer positiven Pandemieentwicklung aufgehoben werden sollten.

Die Corona-Krise wird an diesem Donnerstag auch den Bundestag beschäftigen. Das Parlament soll (ab 9.00) weitere Hilfsmaßnahmen beschließen, um Auswirkungen der Corona-Epidemie abzumildern. Ein Paket von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht unter anderem eine erneute Ausweitung von Corona-Tests vor, um vor allem Pflegekräfte und Pflegebedürftige besser zu schützen. Kommen sollen umfassendere Meldepflichten für Ärzte und Labore, die künftig auch negative Testergebnisse und genesene Fälle angeben sollen. Ein Paket von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht eine befristete Erhöhung des Kurzarbeitergelds bei einer längeren Bezugsdauer vor. Zudem soll es möglich sein, länger Arbeitslosengeld zu bekommen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schaut sich am Donnerstag (11.00 Uhr) das neue Reservekrankenhaus für den Fall einer Verschärfung der Corona-Pandemie in Berlin an. Dieses war innerhalb eines Monats in einer leeren Halle des Berliner Messegeländes errichtet worden. Es bietet zunächst Platz für 500 Betten, 100 davon sind mit Beatmungsgeräten ausgestattet. Das Reservekrankenhaus soll Covid-19-Patienten aufnehmen, wenn in anderen Kliniken der Hauptstadt kein Platz mehr für sie ist. Das ist bislang aber nicht der Fall. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Leerstände, Insolvenzen, Konsumflaute: Angesichts der schwierigen Situation bei Einzelhändlern und in vielen Innenstädten fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) die Bundesregierung zu einem Innenstadtgipfel auf.

Bayerns DEHOGA-Präsidentin Angela Inselkammer hat von Ministerpräsident Markus Söder 200 Millionen Euro Investitionshilfe gefordert. Der Freistaat nehme durch die Mehrwertsteuererhöhung 300 Millionen Euro mehr ein. Zumindest ein Teil davon könne er sofort der Branche zurückgeben, forderte Inselkammer bei einem Verbandstreffen in München.

Das Spitzengremium des DEHOGA bekräftigt Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen und drängt auf den sofortigen Stopp drohender neuer bürokratischer Belastungen. Es gehe um Fairness im Wettbewerb und die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.

Mit dem Projekt COMEX der Bundesagentur für Arbeit/ZAV werden seit 2022 Köchinnen und Köche aus Mexiko in Hotels und Restaurants in Deutschland vermittelt. Der DEHOGA begleitet das Projekt von Anfang an.

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.