Hotels in der KI-„Experimentierfalle“: Mangelnde Strategie und Projekte ohne messbaren Ertrag

| Technologie Technologie

Die Hotellerie erkennt zwar die strategische Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) für den zukünftigen Geschäftserfolg, doch die Umsetzung bleibt überwiegend experimentell. Laut einer aktuellen Studie der Schweizer HES-SO Valais-Wallis stecken viele Betriebe in einer sogenannten „Experimentierfalle“ fest. Der Hotelverband Deutschland (IHA) stützt die Ergebnisse, wonach 35 Prozent der Hotels KI-Tools lediglich punktuell testen und weitere 31 Prozent allgemeinen Trends ohne klare Zielsetzung folgen.

Strategisches Vakuum: Nur 10 Prozent der Hotels mit formaler KI-Strategie

Dieser opportunistische Ansatz zeige zwar Innovationsbereitschaft, berge jedoch erhebliche Risiken. Globale Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass dieser Fokus auf zerstreute Pilotprojekte dazu führen kann, dass bis zu 95 Prozent der Investitionen in generative KI-Projekte keinen messbaren ROI (Return on Investment) erbringen. Nur zehn Prozent der befragten Hotels haben Künstliche Intelligenz strategisch in ihre Langzeitplanung integriert.

Die Untersuchung, die auf einer Umfrage zwischen Juli und September 2025 basiert, konzentrierte sich auf europäische Hotels, bei denen es sich mehrheitlich um kleine und mittelständische Betriebe handelt. Die Median-Größe der Häuser liegt bei 37,5 Zimmern. Über 70 Prozent der Befragten halten KI für den Erfolg ihres Hotels innerhalb der nächsten zwei Jahre für wichtig.

Professor Roland Schegg von der HES-SO Valais-Wallis, der die Studie leitete, betont, dass dieses Scheitern bei Hoteliers oft nicht am mangelnden Willen liege. Vielmehr seien es strukturelle Mängel, die eine erfolgreiche Implementierung behindern. Diese Trägheit sei nicht nur auf mangelnde Ressourcen zurückzuführen.

Strukturelle und wissensbasierte Barrieren verhindern Skalierung

Bemühungen zur Ausweitung des KI-Einsatzes werden hauptsächlich durch strukturelle und wissensbasierte Barrieren behindert, darunter ein Mangel an Zeit und Budget, begrenzte technische Expertise und die Schwierigkeit, geeignete KI-Anbieter zu bewerten. Eine weitere zentrale Hürde sei der Umgang mit etablierten Arbeitsweisen: So gaben Befragte an, dass die Schwierigkeit darin bestehe, „bestehende Routinen zu brechen“. Auch das geringe Vertrauen in die Datenqualität und die Fähigkeit, den Return on Investment (ROI) von KI-Lösungen zu bewerten, stelle weiterhin eine signifikante Lücke dar.

Fokus auf Back-Office für höheres ROI-Potenzial

Schegg fordert die Branche auf, sich von einem gängigen Investitionsbias zu lösen. Dieser bevorzuge KI-Investitionen in sichtbare Front-Office-Tools im Vertrieb und Marketing. Das eigentliche ROI-Potenzial liege jedoch oft im weniger sichtbaren Back Office.

Tatsächlich nutzen viele Hotels KI bereits zur Lösung wichtiger betrieblicher Schwachstellen und setzen sie gezielt ein, beispielsweise zur Reduzierung administrativer Arbeitsaufgaben, insbesondere in Bereichen wie Buchhaltung oder Buchungsmanagement. Weiterhin wird KI zur Entlastung überlasteter Kommunikationskanäle (E-Mails, Messaging-Apps) und zur Optimierung von Revenue Management und Forecasting (Vorhersage) eingesetzt.

Klare Nachfrage nach externer, neutraler Unterstützung

Um den Übergang vom sporadischen Experimentieren zur strukturierten Integration zu vollziehen, sehen Hoteliers eine klare Notwendigkeit für externe Unterstützung. Die größte Nachfrage besteht nach Best Practices, anbieterneutralen Leitfäden sowie Schulungsprogrammen. Dieses Unterstützungsbedürfnis spiegelt auch die hohe Unsicherheit wider: 41 Prozent der Befragten sind derzeit noch unentschieden bezüglich konkreter Investitionspläne in prädiktive oder generative KI in den nächsten zwei Jahren.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Circus SE, ein spezialisiertes Unternehmen für KI-Software und Robotik, kooperiert zukünftig mit dem Facility-Services-Anbieter Secura. Ziel der strategischen Partnerschaft ist es, die autonom arbeitenden Ernährungssysteme von Circus bei weiteren Großkunden von Secura zu etablieren - dazu zählen unter anderem Shell, General Electric, Thyssenkrupp und Audi.

Eine neue Studie enthüllt, welche Plattformen bei Firmen wirklich punkten. Während eine alte Bekannte an der Spitze steht, verliert ein anderer Social-Media-Riese deutlich an Boden.

Deutschland hat sich bei der Digitalisierung im EU-Vergleich wieder etwas verbessert und belegt nun unter den 27 Mitgliedstaaten den 14. Platz. Im Vorjahr lag Deutschland noch auf Rang 16, hatte in den Jahren 2021 bis 2023 aber auch schon bessere Werte erzielt.

Pressemitteilung

In Hotels, Pflegeeinrichtungen oder kommunalen Gebäuden bleibt Energiesparen trotz moderner Technik oft Stückwerk – weil die Systeme nicht miteinander kommunizieren. Ob Raumbelegung, Fensterstatus oder Wunschtemperatur: Die Daten liegen meist in verschiedenen Anwendungen vor, sind nicht vernetzt – und führen so zu unnötigem Energieverbrauch.

Deutsche sind fasziniert von Künstlicher Intelligenz, aber nur wenige vertrauen ihr uneingeschränkt. Besonders für die Reiseplanung sehen viele großes Potenzial, wobei KI-Assistenten oft als zuverlässiger gelten als traditionelle Quellen wie Influencer.

Für die deutsche Wirtschaft steht Elon Musk vor allem für eines: große Verunsicherung. Laut einer repräsentativen Befragung unter 602 Unternehmen aller Branchen sind die Vorbehalte deutlich: 63 Prozent halten Musk für gefährlich.

Seit 2025 ist Carsten Ripkens zweiter Geschäftsführer der Gastro-MIS GmbH und verantwortet die Bereiche Marketing und Vertrieb. Gemeinsam mit seinem Team treibt er die Weiterentwicklung der digitalen Plattform LINA voran – und setzt dabei auch auf künstliche Intelligenz. Warum LINA AI gerade jetzt ein echter Gamechanger in der Gastronomie ist, wie LINA Gastro-Betriebe konkret entlastet und was in Zukunft noch alles kommt, erklärt er im Interview.

Ein eklatanter Sicherheitsmangel auf einer von McDonald's genutzten Bewerbungsplattform hat die persönlichen Daten von Millionen Jobsuchender gefährdet. Nach 30 Minuten hatten zwei Sicherheitsforscher vollen Zugriff auf praktisch jede Bewerbung, die jemals bei McDonald's eingereicht wurde.

Die Digitalisierung hat das Gastgewerbe längst erreicht. Doch inmitten all der Kassensysteme, Apps und Smart Devices zeigt sich ein tieferer Wandel. Es geht nicht mehr nur um Tempo oder Kostenersparnis, sondern um ein neues Verhältnis zwischen Mensch, Maschine und Gast. Automatisierte Service-Workflows sind dabei kein Selbstzweck. Sie eröffnen Freiräume. Nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für jene, die tagtäglich die Beziehung zum Gast gestalten.

Der Blackfoot Beach in Köln verwandelte sich am Donnerstag zum zweiten Mal in einen Treffpunkt der deutschen Hotellerie. Das Hotelrizon-Festival versammelte bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen mehr als 200 Hoteliers, Technologieanbieter und Vordenker, um gemeinsam über die aktuellen Fragen der Branche zu diskutieren.